Trauer-Weg-Blog

Meine persönliche Reise zurück ins Leben

Abenteuer oder Sicherheit

Wie soll es für mich weiter gehen? Wie lange bleibe ich in Schweden?
Und was kommt danach?
Diese Fragen beschäftigen mich gerade enorm und irgendwie finde ich einfach keine befriedigenden Antworten.

Herbstliche Stimmung am Canyon in Abisko

Für mich ist es keine Option nach meinem Abenteuer auf der Huskyfarm direkt nach Hause zu fliegen. Denn wenn ich das tue, bin ich innert weniger Tagen zurück in meinem Alltag als stellvertretende Lehrperson, zurück im System, zurück in meinem alten Leben und damit auch zurück im Schmerz der vergangenen Monate. Wenn ich Ende September in die Schweiz zurückkehre, war der Sommer in Schweden zwar ein Traum, denn ich mir erfüllt habe, doch mein Leben würde binnen kürzester Zeit wieder in seinen altbekannten Bahnen verlaufen. Und eigentlich wusste ich schon vor Vadims Tod, dass sich so einiges in meinem Leben verändern darf…

Wir leben in einer Gesellschaft, die auf Sicherheit und Kontrolle bedacht ist. Viele Menschen haben eine riesige Angst vor der Veränderung und davor die Komfortzone zu verlassen. Vor einem halben Jahr lebte auch ich noch im Glauben, alles kontrollieren zu können. Ich war damals sogar bereit, wieder eine Festanstellung als Lehrperson anzunehmen, obwohl ich genau wusste, dass mich dieser Job niemals glücklich machen wird. Trotzdem hätte ich es getan, weil ich so ein fixes Einkommen gehabt hätte, welches mir (finanziell) Sicherheit suggerierte. Für mich war klar, dass ich mir dank einer Festanstellung eine gemütliche Wohnung mit Vadim und gemeinsame Reisen leisten könnte und das dies deshalb der nächste vernünftige Schritt in meinem Leben sei. Nie hätte ich mir erträumen lassen, dass trotz all meiner Bemühungen nach Sicherheit mein Masterplan nicht aufgehen und ich irgendwann allein dastehen könnte.

Doch mein Leben hat mir deutlich aufgezeigt, dass dies nur eine Schein-Sicherheit war. Innert weniger Sekunden ist durch Vadims Tod mein vermeintlich stabiles Kartenhaus in sich zusammengebrochen und mein auf Sicherheit bedachtes Leben war mit einem Schlag nicht mehr existent.

Meine Schlussfolgerung lautet deshalb, dass ich mein Leben nicht auf einer Schein-Sicherheit aufbauen will. Klar, auch wenn mir in den vergangenen Monaten jegliche Kontrolle abhandengekommen ist, fällt es mir immer noch schwer die Kontrolle absichtlich loszulassen und voll in den jetzigen Moment einzutauchen. Die Angst vor dem Ungewissen kann ich immer noch deutlich spüren. Ich sehe momentan zwar einen neuen Weg vor mir, aber ich sehe nicht genau, wohin er führt, denn ich kann nicht um die nächste Kurve blicken. Dies macht mich nervös, da ich nicht weiss, ob mich hinter der nächsten Biegung das Paradies oder der Abgrund erwartet.
Nun darf ich mir die Frage stellen «Was will mich diese Angst lehren?». Um eine Antwort zu finden, gibt es für mich nur die Möglichkeit den Schritt zu wagen, die Kurve zu umrunden und mich überraschen zu lassen. So entscheide ich mich nun ganz bewusst dafür, dass Vadims Tod mein Weckruf war, mich bedingungslos auf mein Leben einzulassen und voller Neugier zu schauen, was sich für mich als Nächstes zeigt.
Deshalb werde ich nach meiner Zeit auf der Huskyfarm für unbestimmte Zeit weiter unterwegs sein, die Welt bereisen und mich meinen Ängsten stellen.

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