Trauer-Weg-Blog

Meine persönliche Reise zurück ins Leben

Ankommen

Am Freitag nach meiner Ankunft in Schwedisch Lappland frage mich jemand nach meinen Plänen fürs Wochenende. Ganz überrascht schaute ich die andere Person an und merkte, dass ich mein Zeitgefühl bereits verloren hatte. Gleichzeitig realisiert ich, dass es vermutlich das erste Mal in meinem Leben ist, in dem ich nicht schon Wochen im Voraus meine Tage komplett durchorganisiert hatte. Das ist völlig untypisch für mich, denn wenn ich in einem fremden Land bin, möchte ich möglichst viele Orte besuchen und unzählige Eindrücke sammeln (, denn ich weiss nie, ob ich wiedermal an diesen Flecken Erde zurückkehren werde).

Schweden von oben

Es ist auch das erste Mal für mich, dass ich bei einem Trip nur den Hinflug gebucht und mich weder über die Sehenswürdikeiten vor Ort informiert noch um die Rückreise gekümmert habe. Diese Reise steht für mich ganz im Zeichen des "SEIN". Es geht nicht um das Abhacken von ToDo-Listen, sondern ums Ankommen bei mir selbst.

Seit ich in Arvidsjaur aus dem Flugzeug gestiegen bin, jubeln mein Herz und meine Seele. Sie geniessen es, im Jetzt präsent zu sein und voller Neugier zu schauen, was der Tag mit sich bringt. Sie sind begeistert, weit weg vom Trubel des Alltags durchzuatmen und immer wieder Neues zu entdecken (und damit sind die kleinen Dinge gemeint, wie eine farbige Blume, eine Spiegelung im Wasser, eine schöne Wolkenformation, ein wildes Tier im Wald oder eine auffällige Fellfärbung der Hunde).
Auch mein inneres Kind ist begeistert, denn dank den beiden Kindern, die auf der Huskyfarm leben, kann ich mich nun bei Fussball, Wasserschlachten, Kubb, Puzzle, Yazzy, Trampolin-Springen und vielen weiteren Spielen austoben.
Nur mein Kopf ist noch auf Kollisionskurs. Er war es bisher gewohnt, dass tausend Dinge in kürzester Zeit und auf die best mögliche Art und Weise erledigt werden müssen. Pausen kannte er nicht, denn nur wenn mein Kopf mich zu Höchstleistungen motivieren konnte, fühlte er sich wertvoll und wichtig. In den letzten Tagen habe ich mir jedoch immer mehr erlaubt, in den Tag hineinzuleben, nichts zu planen und nach getaner Arbeit jene Dinge unternommen, auf die ich Lust hatte. Diese Freiheit kennt mein Kopf nicht und je mehr ich die Kontrolle loslasse, desto unwichtiger fühlt sich mein Kopf. Passend dazu produziert er lautstarke Gedanken.
Zum Glück kann ich die Stimmen in mir mittlerweile ziemlich gut unterscheiden und ertrappe meinen Kopf schnell dabei, dass er wieder einmal gegen mich arbeitet. Nun darf er in den nächsten Tagen lernen die Sache etwas ruhiger angehen zu lassen, sich zu entspannen und es zu geniessen nicht pausenlos Höchstleistung erbringen zu müssen. Und wenn mein Kopf wieder einmal zu sehr rotiert, dann gibts einen einfachen Trick: tief durchatmen.

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