Trauer-Weg-Blog
Meine persönliche Reise zurück ins Leben
Die Trauer kommt und geht wie die Wellen, die an den Strand klatschen. Manchmal sind es sanfte Wogen, manchmal sind es Sturmfluten, die mich mitreissen. In diesen Momenten wünsche ich mir eine Stopp-Taste. Einfach ein Knopf, den ich drücken kann, wenn mir wieder alles zu viel wird. Immer dann, wenn die Trauer mich in ihr dunkles Loch zieht, mich die Wut packt oder die Sinnlosigkeit zu ersticken droht.
Auch die Menschen in meinem Umfeld wünschen sich manchmal eine solche Stopp-Taste. Viele möchten mir helfen und mich unterstützen. Sie wollen nicht, dass ich leide und möchten mir deshalb am liebsten das Gefühl der Trauer ersparen. Es fällt meinen Mitmenschen schwer, mich und meine Trauer auszuhalten, weil es ihnen vor Augen führt, dass sie in diesem Moment machtlos sind und nichts tun können, was die Situation verändert.
Doch diese Stopp-Taste existiert nicht. Und das ist gut so.
Ein Stopp-Knopf wäre Verdrängung. Damit würde ich nicht nur meinen jetzigen Schmerz sondern auch alle wunderschönen Momente mit Vadim verdrängen, in eine Box packen und irgendwo vergraben. Doch alles, was verdrängt wird, ploppt über kurz oder lang wieder auf, wie ein Wasserball der unter Wasser gedrückt wird und irgendwann mit voller Wucht aufspringt. Aus diesem Grund darf ich und auch mein Umfeld lernen die Trauer auszuhalten.
Ich darf sogar noch einen Schritt weitergehen, indem ich meine Trauer anschaue und versuche herauszufinden, was sie mir sagen möchte. Also versuche ich die Trauer anzunehmen, zu umarmen und ihre verborgene Schönheit zu entdecken. So kann sich die Trauer von meinem Feind zu meinem Freund verändern und so scheinen die Sturmfluten gar nicht mehr so gefährlich zu sein.
In meinen Augen ist dieser Prozess wichtig, denn die Zeit heilt keine Wunden. Es stimmt, aus den offenen Wunden werden Narben. Doch diese Schrammen begleiten mich von nun an mein Leben lang. Es ist meine Entscheidung, ob ich tagtäglich versuche diese Narben zu kaschieren oder ob ich sie voller Stolz trage, weil sie mich an einen der wichtigsten Menschen und an eine der bedeutsamsten Lektion meines Lebens erinnern: Lerne loszulassen.
Loslassen bedeutet für mich nicht fallenlassen und verdrängen. Es bedeutet für mich, dass ich meine verkrampften Hände locker lasse und all jene Dinge gehen lasse, die nicht mehr zu mir und meinem Leben gehören. So entsteht Platz für Neues. Es heisst für mich auch, mich meinen Erinnerungen und allen Emotionen zu stellen, die so wachgerufen werden. Das ist nicht immer einfach, denn in den vergangenen Wochen musste ich mich schon einigen solchen Sturmfluten stellen und vermutlich werden mich noch zahlreiche solche Unwetter erschüttern. Doch für mich ist es der einzige Weg. Nur wenn ich mich jedem Gewitter stelle, kann mein gebrochenes Herz heilen. Nur wenn ich mit und nicht gegen die Trauer arbeite und in diesem Prozess Vadim in Liebe und Dankbarkeit loslasse, kann sich die Trauer verändern. Und dann brauche ich den Stopp-Knopf nicht mehr, denn dann stehe ich bereits mit einem Bein in meinem neuen Leben.
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